Schneesicherheit im Skigebiet: 6 unverzichtbare Maßnahmen

Der Klimawandel hat viele Gewissheiten in der technischen Beschneiung ins Wanken gebracht. Mit Hilfe digitaler Analyseinstrumente und datenbasierter Entscheidungen kann die Schneesicherheit im Skigebiet aber auch unter ungünstigen Verhältnissen gewährleistet werden – vor allem am Anfang und Ende der Saison.

Immer spätere Kälteeinbrüche im Herbst, weniger Schneitage und zu warme Temperaturen im Spätwinter bringen Skigebiete zunehmend unter Druck. Vor allem Pisten unterhalb von 1.000 m Seehöhe haben einen besonders schweren Stand. Doch auch mittlere Lagen bis 2.000 m spüren die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher und haben an den Saisonrändern vermehrt mit unzureichender Schneesicherheit zu kämpfen.

Bis zu einem gewissen Grad kann man diesem Problem aber gezielt entgegenwirken. Eines muss allerdings vorab klar sein: Schnee kann man nicht einfach herzaubern. Die natürlichen Faktoren müssen stimmen, damit die Produktion von technischem Schnee möglich ist.

Allerdings lassen sich mit einer genauen Analyse verschiedener Messdaten, der vorausschauenden Beobachtung der Wetterlage und einer klugen Wahl des Schneizeitpunktes Spielräume schaffen, die es Skigebieten ermöglichen, vor allem am Anfang und Ende der Saison auch unter ungünstigen Verhältnissen Schneesicherheit zu garantieren.

1. Schneesicherheit beginnt mit einer gut aufbereiteten Datenanalyse

Beschneiung ist ein Thema, bei dem sich das Pistenteam bisher auf seine Erfahrung und die Kenntnisse um lokale Wettergegebenheiten verlassen konnte. Mit dem Klimawandel verschieben sich aber nicht nur die Jahreszeiten, auch das Wetter ist unberechenbarer geworden und die Lage kann schnell von einem Extrem ins nächste übergehen.

Digitale Daten können diesen Unsicherheiten entgegenwirken. Die Schneehöhenmessung ist dabei nur der erste Schritt und eines unter vielen Messinstrumenten. Je mehr Daten gesammelt werden, desto exakter ist das Bild, das man von der aktuellen Schneelage im Skigebiet hat. Deshalb empfiehlt es sich, mit der Digitalisierung Schritt zu halten und ihr gegenüber dem reinen Bauchgefühl in manchen Bereichen den Vortritt zu überlassen.

2. Keine Schneesicherheit ohne perfekte Übersicht

Um die gesammelten Daten übersichtlich aufbereiten zu können, ist ein Geländemodell das Mittel der Wahl. In der digitalen Abbildung des Skigebietes ist die aktuelle Schneelage, aber auch die Soll- und die Mindestschneehöhe sowie spezifische Kennzahlen auf einen Blick ersichtlich. Das erleichtert die Arbeit des Pistenteams ungemein, indem Übersicht geschaffen, und ein schnelles Reagieren im Bedarfsfall ermöglicht wird.

Über das Geländemodell lässt sich auch der Zustand jedes einzelnen Pistenabschnitts und sogar jedes Hydrantenbereiches feststellen. Zum einen durch die visuelle Darstellung im Modell, zum anderen durch spezifische Kennzahlen zur Effizienz der technischen Beschneiung. Diese Kenntnisse bilden die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen und machen eine gezielte, punktuelle Beschneiung möglich. Neben einer optimalen Schneeauflage lassen sich so auch natürliche und finanzielle Ressourcen in großem Stil einsparen.

Geländemodelle führen zu mehr Schneesicherheit im Skigebiet.
Ein Geländemodell ist die Basis für digitale Tools im Pistenmanagement.

3. Vorbereitung ist das A und O für die Schneesicherheit

Wenn digitale Tools wie die Schneehöhenmessung bereits über mehrere Jahre in Folge genutzt werden, ermöglicht das eine direkte Gegenüberstellung der einzelnen Saisonen. Diese Vergleiche sind allerdings nicht nur auf die Schneehöhe an sich beschränkt. Wettertrends, Temperaturspitzen und der zeitliche Fortschritt der technischen Beschneiung über die gesamte Saison geben ebenso wertvollen Aufschluss über die Performance.

Daraus lassen sich in weiterer Folge Aktionspläne ableiten, wie dies etwa beim ARENA Masterplan der Fall ist. Die objektive Analyse vorangegangener Jahre und deren Vergleich stützen hier die individuelle Erfahrung des Pisten-Teams und ermöglichen es dem Pistenpersonal, datenbasierte Entscheidungen zu treffen. So kann verschiedenen Szenarien vorgegriffen werden. Treten diese dann ein, weiß jeder sofort, was zu tun ist, um die Schneesicherheit im Skigebiet auch unter ungünstigen Bedingungen zu gewährleisten.

4. Schneesicherheit ist eine Frage des Timings

Es ist kein Geheimnis, dass in der Beschneiung der richtige Zeitpunkt essenziell ist. Verfügt ein Skigebiet über ein Geländemodell und einen digitalen Masterplan, können darin auch prognostizierte Wetter- und Niederschlagsdaten, etwa das SnowGrid der GeoSphere Austria integriert werden. Das hilft wesentlich dabei, die Wetterentwicklung besser abzuschätzen und mit der konkreten Situation im Skigebiet in Relation zu setzen.

Weiß man, dass in zwei Wochen massig Niederschlag vorausgesagt ist, wird es wenig Sinn machen, mehr technischen Schnee zu produzieren, als nötig ist, um diese Zeitspanne zu überbrücken. Genauso kann bei einer wechselhaften Wetterlage die perfekte Zeitspanne auf die Stunde genau ermittelt werden. Über- oder Unterproduktion von technischem Schnee wird dadurch vermieden, Ressourcen gespart und die Piste stets in einem top Zustand gehalten.

Schneesicherheit
Mi Hilfe der Digitalisierung können Saisonen signifikant verlängert werden.

5. Schneesicherheit am Saisonanfang

Der Saisonanfang stellt aufgrund langanhaltender Wärmeperioden im Herbst viele Skigebiete immer öfter vor große Herausforderungen. Die Kombination aus vorausschauenden Wetterdaten, kombiniert mit dem Wissen um den perfekten Schneizeitpunkt auf Basis datenbasierter Informationen, macht es möglich, schon sehr früh mit dem Einscheien zu beginnen. Vor allem in Hinsicht auf das Weihnachtsgeschäft wird dies zukünftig ein entscheidender Faktor für viele Skigebiete.

Es kann durchaus sein, dass die ermittelten Zeitpunkte in manchen Fällen der intuitiven Einschätzung widersprechen. Allerdings: Daten lügen nicht. Über die Jahre hat sich das Vertrauen in Entscheidungen auf Basis digital ermittelter Datenanalysen vielfach bewährt. Vor allem auch deshalb, weil viele Erfahrungen, die das Pistenteam oft über Jahrzehnte mit dem lokalen Wettergeschehen gemacht hat, heute so nicht mehr zu halten sind.

Der technische Fortschritt und die Digitalisierung sind somit ein probates Mittel, die Auswirkungen des Klimawandels effektiv zu entschärfen.

6. Schneesicherheit bis zum geplanten Saisonende

Ähnlich wie zu Saisonbeginn verhält es sich am Saisonende. Kennt man die Soll-Schneemengen für jeden Pistenabschnitt, weiß man auch, wie viel Schnee erforderlich ist, um bis zum Saisonende ideale Pistenbedingungen zu gewährleisten. Für einen vorhergesagten Wärmeeinbruch kann man sich frühzeitig mit einer erhöhten und gezielten Produktion rüsten.

Vor allem in niedrigen und mittleren Lagen kann das darüber entscheiden, ob die Schneesicheheit in den Osterferien gegeben ist, oder nicht. Das macht die technische Unterstützung im Pistenmanagement vor allem zu einem finanziellen Faktor und jedes Skigebiet sollte sich überlegen, ob es auf der Gewinnerseite der Digitalisierung stehen möchte. Das mag drastisch klingen, ist aber eine realistische Sicht auf die aktuellen klimatischen Entwicklungen.

Schneesicherheit ist eine Frage des Willens

Letztlich bleibt es aber jedem Skigebiet selbst überlassen, die Beschneiung nach eigenem Ermessen zu organisieren. Allerdings sprechen Klimadaten und konkrete Erfahrungen aus der Praxis dafür, jedes zur Verfügung stehende Mittel zu nützen, um die Schneesicherheit – vor allem im Kerngeschäft zu Weihnachten und Ostern – sicherstellen zu können. Nicht zuletzt deshalb, weil die Wintersportbranche im Alpenraum ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist und in vielen Teilen eine tragende Rolle in der Wertschöpfungskette spielt.

Über den Author

Robert Sölkner

Robert Sölkner ist CEO des Salzburger Unternehmens ARENA. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Seilbahn­wirtschaft ist er ein ausgewiesener Experte für Geodaten­management und Pisten­management. Als leidenschaftlicher Unternehmer und Skifahrer brennt er für den Skisport und mit seinem profunden Know-how unterstützt er Skigebiete auf ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
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