Fünf vor zwölf – Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete im Alpenraum

Verspäteter Wintereinbruch, weniger Schneitage und höherer Ressourcenverbrauch – die Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete sind mittlerweile auch im Alpenraum angekommen. Wärmere Temperaturen erschweren immer öfter die technische Beschneiung und das Kerngeschäft zu Weihnachten und Ostern ist in vielen Skigebieten zunehmend gefährdet.

Die Frage, ob die globale Erwärmung real ist, stellt sich mittlerweile nicht mehr. Blickt man realistisch auf die Wettersituation im Alpenraum, wird deutlich, dass der Klimawandel auch hier deutliche Spuren hinterlässt.

Laut Klimamonitoring der GeoSphere Austria lag die österreichische Durchschnittstemperatur im Dezember 2023 um 2,2 Grad höher als im gemessenen Durchschnitt zwischen den Jahren 1991 und 2020. Das könnte noch als natürliche Temperaturschwankung durchgehen. Deutlicher wird die Situation aber im Feber 2024, der um ganze 5,6 Grad wärmer war als im Vergleichszeitraum.

Auswirkungen des Klimawandels

Es wird also wärmer. Und das in allen Höhenlagen. Schon die markante Erwärmung der Bergwinter am Übergang der 1980er in die 1990er Jahre gaben Anlass zur Besorgnis. Danach stabilisierte sich die Situation einstweilen. Doch heute zeichnet sich erneut ein Wärmetrend ab, der als konstant fortschreitend prognostiziert wird.

Was aber bedeutet das für Skigebiete? Und auf welche Veränderungen müssen sich diese künftig einstellen? Hier die wichtigsten Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete im Alpenraum:

Späterere Wintereinbrüche

Auch Hobby-Meteorologen ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass sich die Jahreszeiten „verschieben“. Kälteeinbrüche, vor allem in tieferen Lagen, lassen im Spätherbst immer öfter auf sich warten. Fehlt die natürliche Schneedecke, muss am Beginn der Saison vermehrt auf technisch erzeugten Schnee zurückgegriffen werden.

Dadurch steigt der Ressourcenverbrauch von Skigebieten mitunter massiv an. Der vermehrte Verbrauch von Wasser und Strom, aber auch zusätzliche Arbeitszeiten in der Beschneiung stellen eine große finanzielle Belastung für Skigebiete dar.

Früheres Ausapern

Genau umgekehrt, aber mit ähnlichen Auswirkungen, verhält es sich im Frühjahr. Durch verfrüht einsetzende Wärmeperioden apern die Pisten vorzeitig aus. Wer über genügend Schneereserven im Skigebiet verfügt, kann diese entsprechend verteilen und so auf einzelnen Pistenabschnitten eine geschlossene Schneedecke aufrecht erhalten.

Fehlen die Reserven, muss teurer technischer Schnee nachproduziert werden. Aufgrund der verkürzten Nutzungsdauer ist das natürlich alles andere als effizient. Ist die technische Schneeproduktion wegen zu hoher Temperaturen nicht möglich, droht ein verfrühtes Saisonende und damit schmerzhafte finanzielle Einbußen.

Welche Maßnahmen bereits im Sommer ergriffen werden können, um die Schneesituation im Winter zu verbessern, kannst du hier nachlesen.

Rückgang der natürlichen Schneemengen

Zusätzlich zur verkürzten Wintersaison haben wärmere Bergwinter auch Einfluss auf die natürlichen Schneemengen. Das trifft vor allem tiefer gelegene Skigebiete bereits jetzt empfindlich. Durch den Temperaturanstieg verringert sich der Schneeanteil am Gesamtniederschlag, wodurch die Schneehöhen wesentlich geringerer ausfallen.

Besonders in Lagen unter 1500 bis 2000 Meter Seehöhe verkürzen sich die Tage mit einer geschlossenen Naturschneedecke drastisch. Bei einer unveränderten Klimasituation werden in Lagen unter 1500 Meter Seehöhe Schneefallrückgänge von bis zu 80% prognostiziert. Doch selbst im Kernbereich des Wintersports zwischen 1500 und 2000 Meter muss man sich auf Rückgänge um bis zu 40% einstellen, sollten die Pariser Klimaziele nicht erreicht werden.

Weniger Tage mit natürlicher Schneedecke

Insgesamt führen verkürzte Wintersaisonen und reduzierte Schneemengen dazu, dass es weniger Tage mit einer geschlossenen Naturschneedecke gibt. Bis 2050 wird die Schneedeckendauer in Lagen unter 1500 bis 2000 Meter Seehöhe um etwa 7% abnehmen. Bis 2100 aber kann die Schneedeckendauer – je nach Szenario – in diesen Lagen um bis zu 70% abnehmen.

Will man den Skibetrieb unter diesen Voraussetzungen weiter aufrechterhalten, müssen die Rückgänge mit technischem Schnee kompensiert werden. Das ist eine sehr kostspielige Angelegenheit und nur die wenigsten Skigebiete werden sich das auf Dauer leisten können.

Weniger Schneitage

Die stetig steigenden Temperaturen in allen Lagen haben aber nicht nur Auswirkungen auf die natürlichen Schneefälle. Höhere Temperaturen führen zu weniger Tagen, an denen die technische Schneeproduktion möglich ist. Wenige Grad Temperaturunterschied können in diesem Zusammenhang entscheidend sein und über Erfolg und Misserfolg der Saison bestimmen.

Höherer Ressourcenverbrauch

Im gleichen Zuge werden jene Tage häufiger, an denen die Voraussetzungen für die technische Beschneidung nicht optimal sind. Infolgedessen steigt der Ressourcenverbrauch und damit die variablen Kosten von Skigebieten signifikant an. Das verschärft den Wettbewerbsdruck, dem Skigebiete bereits jetzt ausgesetzt sind, zusätzlich um ein Vielfaches.

Gefährdung des Kerngeschäfts

Wärmere Temperaturen haben im Sommertourismus durchaus positive Auswirkungen. Die Sommersaison kann früher beginnen und verlängert sich teils weit in den Herbst hinein. Gleichzeitig bedeutet das aber, dass die Wintersaison später einsetzt und früher endet. So ist das für Skigebiete essenzielle Kerngeschäft in den Weihnachts- und Osterferien zunehmend bedroht.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Skigebiete selbst. Ganze Tourismusregionen, die vom Wintertourismus abhängig sind, laufen Gefahr, ihr Kerngeschäft zu verlieren. Durch spätere Einschneizeitpunkte, verfrühtes Ausapern und dadurch ausbleibende Feriengäste zu Weihnachten und Ostern sind im Tourismusland Österreich langfristig tausende Arbeitsplätze gefährdet.

„Natürliche“ Auslese

Unter diesen Voraussetzungen wird sich der Wintersport im Alpenraum zukünftig auf die „Schneelöcher“ konzentrieren. Regionen in höheren Lagen mit günstigen meteorologischen Voraussetzungen werden auch weiterhin genügend Schnee zur Verfügung haben und dadurch klar im Vorteil sein.

Allerdings bedeutet das im Umkehrschluss, dass klimatisch benachteiligte Standorte von der Landkarte verschwinden. Besonders dunkel sind die Aussichten für Skigebiete unter 1000 Meter Seehöhe. Aber auch in den Kernzonen wird es zunehmend eng. Die Ressource Schnee wird demnach zum essenziellen Faktor für das weitere Bestehen des Wintersports, nicht nur in Österreich, sondern im gesamten Alpenraum.

Jetzt handeln!

Auf die klimatischen Bedingungen im Alpenraum haben Skigebiete nur wenig bis gar keinen Einfluss. Allerdings können sie sich aktiv mit der Ressource Schnee auseinandersetzen und Vorkehrungen treffen, den sich wandelnden Bedingungen zu begegnen.

Gezieltes Schneemanagement wird demnach in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle im Pistenmanagement einnehmen. Ein langfristig reduzierter Ressourcenverbrauch und eine intelligente Beschneiungsstrategie werden somit für Skigebiete im Alpenraum unerlässlich.

Eine spannende Vision, wie das Skigebiet der Zukunft aussehen könnte, kannst du hier nachlesen.

Über den Author

Robert Sölkner

Robert Sölkner ist CEO des Salzburger Unternehmens ARENA. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Seilbahn­wirtschaft ist er ein ausgewiesener Experte für Geodaten­management und Pisten­management. Als leidenschaftlicher Unternehmer und Skifahrer brennt er für den Skisport und mit seinem profunden Know-how unterstützt er Skigebiete auf ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
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