Klimawandel, steigende Energiepreise und zunehmender Konkurrenzdruck – Skigebiete sehen sich heute mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Damit sie unter verschärften Bedingungen erfolgreich sein können, braucht es einen Mix aus Datenanalyse, ressourcensparender Strategien und klarer Kommunikation – kurz: modernes Pistenmanagement.
Vom Temperaturanstieg über die Energiepreiskriese bis hin zu den steigenden Ansprüchen der Kunden – der Wintersport sieht sich heute mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Damit diese gemeistert werden können, ist ein modernes Pistenmanagement für Skigebiete unerlässlich.
Gerade in der Produktion von technischem Schnee liegt enormes Einsparungspotential. Mit dem Einsatz neuester Technologien lässt sich etwa der Einsatz von Wasser und Strom in der Beschneiung um bis zu 20% reduzieren. Das bedeutet eine massive Senkung der variablen Kosten und damit mehr Handlungsspielraum für Skigebiete.
Was ist Pistenmanagement?
Unter Pistenmanagement versteht man sämtliche Maßnahmen, die zur aktiven Steuerung der Piste beitragen. Von der Wahrnehmung der Ressource Schnee als beeinflussbarer Faktor über eine ressourcenschonende Beschneiung bis hin zur motivierenden Mitarbeiterführung schließt das alle Optimierungen mit ein, die zu besserer Kosteneffizienz und Konkurrenzfähigkeit beitragen.
Modernes Pistenmanagement ist dabei zunehmend datenbasiert. Schon jetzt sammeln Skigebiete – bewusst oder unbewusst – täglich eine Vielzahl verschiedener Daten. Zum Beispiel aus der technischen Beschneiung, der Pistenpräparation oder über die im Einsatz stehenden Flotte.
Mit einer profunden Analyse dieser Daten bekommt das Pistenteam ein hochpotentes Werkzeug in die Hand, das sie in ihrer täglichen Arbeit unterstützt und langfristig die Qualität der Pisten unter schwierigen Umständen verbessert.
Soweit so gut. Aber was muss nun in der Umsetzung eines effizienten Pistenmanagements beachtet werden? Hier die wichtigsten Punkte dazu:
Ehrlich zu sich selbst sein
Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Im Falle eines erfolgreichen Pistenmanagements besteht dieser darin, die eigenen Schwächen zu erkennen. Denn egal wie gut man ist, man kann immer noch etwas besser machen. Um den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können und weiterhin konkurrenzfähig zu sein, sollte man deshalb alle Möglichkeiten der Verbesserung in Betracht ziehen.
Denn jedes Skigebiet birgt unabhängig von seiner Performance ein enormes Optimierungspotential. Ob in der technischen Beschneiung, dem Einsatz von natürlichen, finanziellen und personellen Ressourcen oder in der internen Kommunikation – überall gilt: das Gute ist der Feind des Besten.
In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, eine externe Einschätzung hinzuzuziehen. Langjährige Gewohnheiten und eine starre Arbeitsroutine verhindern oft einen klaren Blick. Durch die unvoreingenommene Sicht von außen erkennen externe Berater Risiken und Chancen, auf die man selbst vielleicht nie gekommen wäre.
Mut zur Veränderung
Der zweite Schritt besteht darin, Veränderungen zuzulassen. Nur wer sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen kann, wird auf lange Sicht erfolgreich sein. Deshalb sollte man die Augen nicht vor neuen Technologien und deren Möglichkeiten verschließen.
Modernes Pistenmanagement gelingt durch einen sinnvollen Mix aus erfahrenem Pistenpersonal, einer profunden und gut aufbereiteten Datengrundlage und einer langfristigen Strategie, die so viele Szenarien wie möglich abdeckt. Durch diese Mischung erhalten Skigebiete eine langfristige Perspektive, die bereits heute von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.
Status Quo ermitteln
Ist das Bewusstsein für die eigenen Schwächen und der Wille zur Veränderung gegeben, muss die konkrete Ausgangslage definiert werden. Denn sie bildet die Grundlage für jede Art der Optimierung. Je genauer man den Status Quo kennt, desto zielgerichteter können die Verbesserungsmaßnahmen gesetzt werden. Auch hier gilt es, schonungslos ehrlich zu sich selbst und zu seinem Team zu sein.
In der Betrachtung der Ausgangssituation sollten alle Bereiche des Betriebs mit einfließen. Wie in allen komplexen Systemen greift auch in Skigebieten ein Rädchen in das andere. Eine profunde Analyse der technischen Beschneiung wird demnach nicht ohne eine Reflexion des Pistenteams oder der Pistenflotte auskommen. Wichtig ist hierbei: Kritisch hinterfragen aber stets wertschätzend den Mitarbeitern gegenüber bleiben.
Das volle Potential von Daten nutzen
Mittlerweile sammelt beinahe jedes Skigebiet im Alpenraum täglich eine Unmenge an verschiedenen Daten. Neben der Schneehöhenmessung werden so laufend Geländedaten, die Einsatzdaten einzelner Schneipunkte oder Betriebsdaten einzelner Pistengeräten registriert.
Doch die reine Erfassung dieser Informationen bringt noch keine Verbesserung. Erst wenn die gewonnenen Daten professionell analysiert und ausgewertet werden, können Maßnahmen sinnvoll greifen. Kennzahlen wie der tatsächlichen Wasser-Schnee-Faktor, das benötigte Schneevolumen oder Sollschneehöhen machen Messergebnisse vergleichbar und Veränderungen sichtbar.
Datenbasierte Entscheidungen treffen
Diese Analysen bilden die Grundlage für objektive Entscheidungen. Bauchgefühl ist gut, aber eben nur ein Gefühl. Kann man einzelne Prozesse genau beziffern, wird auch deren Optimierungspotential sichtbar. Dadurch können Arbeitsabläufe besser strukturiert und wichtige Ressourcen eingespart werden.
Gleichzeitig führen klare Entscheidungen und zielgerichtete Maßnahmen zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit. Jeder weiß woran er ist und was zu tun ist. Das erleichtert das Arbeiten und führt zu besseren Ergebnissen auf der Piste. Die erstmalige Aufbereitung der Daten kann mit einem geringen Mehraufwand verbunden sein. Läuft die Analyse einmal, hat das Pistenteam im Schnitt aber weniger Arbeitsaufwand als zuvor!
Langfristige Strategien
Damit Skigebiete für jede Situation gerüstet sind, ist es sinnvoll, bereits im Vorhinein mehrere Szenarien durchzuspielen. Verschiedene Wetterkonstellationen oder ungünstige Niederschlagsmengen und -zeitpunkte können dadurch vorweggenommen werden. Je mehr Szenarien abgedeckt werden, desto besser ist man auf unvorteilhafte Situationen vorbereitet.
Durch die Definition von Soll-Schneemengen für einzelne Pistenabschnitte weiß das Pistenteam zu jedem Zeitpunkt, wie viel Schnee für eine optimale Auflage benötigt wird. In Kombination mit den Prognosen der GeoSphere Austria kann bereits im Vorhinein genau festgelegt werden, ob weiterer technischer Schnee erforderlich ist, oder ob die bestehende Auflage bis zum Saisonende ausreicht.
Ressourcensparende Beschneiung
Erst auf Basis einer klaren Datenlage lassen sich dann zielgerichtete Optimierungen durchführen. Etwa im Ressourceneinsatz. Vor allem am Beginn der Saison sollte nur so viel technischer Schnee wie nötig und so wenig wie möglich produziert werden. Weiß man schon im Vorhinein, wie stark die Schneeauflage auf einzelnen Pistenabschnitten über die gesamte Saison sein soll, kann man sich in der technischen Beschneiung genau danach richten.
Eine Überproduktion von technischem Schnee wird dadurch vermieden. So spart man einerseits wichtige natürliche Ressourcen wie Wasser und Strom ein. Andererseits verringert sich der Arbeitsaufwand auf der Piste. Denn durch präzise Schneehöhenmessungen und gezielte Beschneiung können Schneereserven schnell identifiziert und Defizite effizient ausgeglichen werden.
Geländekorrekturen
Pistenmanagement findet allerdings nicht nur im Winter statt. In den Sommermonaten können etwa durch Geländekorrekturen sogenannte „Schneefresser“ eliminiert werden. Mulden und Vertiefungen, die im Winter mit Schnee ausgeglichen werden müssen, können werden dabei mit Erdreich planiert. So reduziert sich die benötigte Schneemenge für die optimale Schneeauflage.
Auch Unfall Hot-Spots lassen sich durch eine digitale Dokumentation von Rettungseinsätzen auf der Piste identifizieren. Neuralgische Stellen werden dadurch erfasst und es können entsprechende Entschärfungsmaßnahmen getroffen werden. Die Pisten werden sicherer, die Kundenzufriedenheit steigt und die Kundenbindung wird verbessert.
Klar kommunizieren
Letztlich ist es das Pistenteam, das alle Maßnahmen im Rahmen der Optimierung umsetzt. Damit diese nicht auf Widerstand oder sogar Ablehnung stoßen, sollte innerbetrieblich von Anfang an klar kommuniziert werden.
Je stärker alle Beteiligten – von der Betriebsleitung bis zum Pistengerätfahrer – in den Optimierungsprozess involviert sind, desto größer wird die Akzeptanz für die anstehenden Veränderungen sein.
Die Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen zu stellen, hat in dieser Hinsicht wenig Aussicht auf Erfolg. Denn erst wenn alle Teammitglieder die Hintergründe für die neue Arbeitsweise verstehen und ihre Einzelheiten kennen, können alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
Die Zukunft beginnt jetzt
Skigebiete, die aufgrund des Klimawandels oder steigender Energiekosten unter Druck geraten, sind gut damit beraten, ihr eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen. Externe Beratung kann in dieser Hinsicht neue Sichtweisen eröffnen und zu einer produktiven Neuausrichtung der gewohnten Arbeitsweisen führen.
Nach einer umfassenden Analyse des Ist-Zustandes werden individuelle Maßnahmen definiert, um den Ressourceneinsatz in der technischen Beschneiung langfristig zu senken. Gleichzeitig sichert man dadurch die Pistenqualität oder kann sie sogar verbessern.
Eine klare Kommunikation im Team steigert die Mitarbeiterzufriedenheit und sorgt für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen. So sind Skigebiete für zukünftige Herausforderungen bestens gerüstet.