Ist die Wintersaison zu Ende, werden die Ski oder das Snowboard üblicherweise eingelagert. Für Skigebiete ist die Arbeit allerdings noch lange nicht zu Ende. Denn erfolgreiches Pistenmanagement ist ein Ganzjahresjob. Welche Möglichkeiten es im Sommer gibt, Pisten zu optimieren, erfährst du hier.
Perfekte Pisten fallen nicht vom Himmel. Sie sind Ergebnis eines Arbeitsprozesses, der lange vor dem ersten Schnee beginnt. Schon im Sommer können Skigebiete viele Maßnahmen setzen, um die Pistenarbeit im Winter zu verbessern. Vor allem in Anbetracht der klimatischen Veränderungen im Alpenraum sollten alle zur Verfügung stehenden Mittel auch effizient genutzt werden.
Von der Erstellung eines aktuellen Geländemodells über eine profunde Datenanalyse und davon abgeleiteten, strategischen Entscheidungen bis hin zu Korrekturen im Gelände gibt es dafür zahlreiche Möglichkeiten. So sparst du im Winter nicht nur natürliche und finanzielle Ressourcen, sondern verbesserst auch das Erlebnis auf den Pisten.
Was du im Sommer für deine Pisten tun kannst, erfährst du in den folgenden Absätzen.
Geländemodell erstellen
Den Sommer kannst du idealerweise dafür nutzen, ein umfangreiches Geländemodell der Pisten zu erstellen. Dabei werden die Hänge mittels Drohne „gescannt“ und die Geländedaten visuell aufbereitet.
Das so entstandene 3D-Abbild enthält neben den reinen Geländedaten ebenfalls Standort- und Nutzungsinformationen über die Beschneiungs- oder Lift-Infrastruktur. Alle essenziellen Daten des Skigebietes können so auf einem Blick abgerufen werden.
Für die Schneehöhenmessung ist ein ständig aktualisiertes Geländemodell unerlässlich. Die Vermessungsdaten des schneefreien Geländes dienen als Grundlage für die Schneehöhenmessung.
Im Winter misst diese die aktuelle Höhe inklusive Schneedecke. Die Differenz zur Messung im Sommer ergibt dann die tatsächliche Schneehöhe. Je genauer also das Geländemodell, desto präziser die Schneehöhenmessung im Winter.
Schlüsse ziehen
Datenbasiertes Pistenmanagement erhebt und analysiert laufend eine Vielzahl von Daten im täglichen Betrieb. So werden – je nach verwendetem System – ständig Informationen zur Schneehöhe, zum Verbrauch von Pistengeräten oder zur eingesetzten Menge an Wasser und Strom aufgezeichnet.
Werden diese Daten professionell aufbereitet, lassen sich daraus Kennzahlen errechnen. So werden die Ergebnisse vergleichbar. Den Sommer kannst du idealer Weise dafür nutzen, aus den gewonnenen Daten und Kennzahlen, die richtigen Schlüsse zu ziehen. So triffst du in jeder Situation die ideale Entscheidung. Langjährige Datenreihen sind besonders aufschlussreich. Beziehe also in deine Analysen die Daten aus mehreren, hintereinander folgenden, Saisonen mit ein. Je mehr Daten miteinfließen, desto präziser und zielführender werden die davon abgeleiteten Entscheidungen.
Position der Schneeerzeuger
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse kannst du auch die Position einzelner Schneeerzeuger evaluieren. Besonders ineffiziente Standorte, etwa im zu steilen Gelände, sind zu vermeiden oder zu verbessern. Der Energieeinsatz für das Pumpensystem, das die Schneeerzeuger mit Wasser versorgt, ist ebenfalls zu hinterfragen.
Die schneefreie Zeit bietet sich insbesondere dafür an, die Position der Schneeerzeuger zu verändern. Basis dafür sollte eine umfangreiche Datenanalyse der betreffenden Standorte sein. Mit ihrer Hilfe lassen sich die idealen Positionen der Schneeerzeuger definieren und im nächsten Winter weitere Ressourcen sparen.
Geländekorrekturen
Eine optimale Geländestruktur wirkt sich äußerst positiv auf den Ressourcenverbrauch in der technischen Beschneiung aus. Ist der Untergrund uneben, steinig oder gar mit Baumstümpfen übersäht, braucht es im Winter enorme Mengen Schnee, um diese Unregelmäßigkeiten auszugleichen.
Aber auch unauffällige „Schneefresser“ wie Mulden oder andere Vertiefungen müssen im Winter mit technischem Schnee aufgefüllt werden. Um ein vielfaches kostengünstiger ist es, diese Unebenheiten im Sommer mit Erde anzufüllen. Der ideale Untergrund besteht aus einer ebenen Fläche mit Grasbewuchs. Hier werden oft nur 20 bis 30 cm Auflage für ideale Pistenverhältnisse benötigt.
Beachte aber, dass jede noch so kleine Veränderung im Gelände mit einer Aktualisierung deines Geländemodelles einhergeht. Arbeitet die Schneehöhenmessung im Winter mit einem veralteten oder fehlerhaften Untergrundmodell, wird sie für die betreffenden Abschnitte unbrauchbar.
Speicherteiche anlegen
Damit du im Winter die Wasserversorgung im gesamten Skigebiet sichern kannst, lohnt es sich, über eigene Speicherteiche nachzudenken. So vermeidest du, Trink- und Nutzwasserknappheit in Tourismusgebieten und musst im Extremfall kein zusätzliches Wasser zukaufen.
Wie groß ein Speicherteich sein soll, geben das zur Verfügung stehende Wasserdargebot sowie die benötigte Wassermenge für die technische Beschneiung vor. Speicherteiche in möglichst hohen Lagen optimieren zusätzlich die Kosten für Pumpsysteme.
Neben der potenziell nutzbaren Wassermenge sollte auch auf die Wasserqualität geachtet werden. Etwa ein hoher Sandgehalt im Wasser schädigt die Rohleitungen und führt langfristig zu hohen Instandhaltungs- oder Reparaturkosten.
Unfall-Hot-Spots entschärfen
Unfälle auf der Piste können nie zu 100% vermieden werden. Allerdings kannst du viel dafür tun, das Unfallrisiko so weit wie möglich zu verringern. Hot-Spots mit vermehrten Unfallaufkommen kannst du etwa durch ein digitales Monitoring der Pistenrettung leicht und effizient identifizieren.
Führen gewisse Gegebenheiten zu einer Häufung von Pistenunfällen, kannst du entschärfende Maßnahmen treffen. Breitere Pisten, Pufferzonen oder Sicherheitsnetze können so gezielt angelegt und platziert werden. Gefährliche Objekte in Pistennähe wie Betonsockel oder Gebäudeteile sollten ebenfalls nach Möglichkeit entfernt werden.
Ganzjahresgeschäft
Pistenoptimierung ist nicht immer mit Analysen oder baulichen Maßnahmen verbunden. Ein entsprechendes Sommerangebot steigert ebenfalls langfristig den Jahresumsatz. Das Ganzjahresgeschäft wird bereits jetzt in vielen Skigebieten immer wichtiger und sollte für alle Tourismusregionen eine Option sein.
Überleg dir also, wie du deine bestehende Infrastruktur auch während der Sommermonate oder in der Vor- und Nebensaison in Wert setzen kannst. Bike-Trails oder Themenwanderungen liegen hier voll im Trend und sind großteils auf einen sommerlichen Liftbetrieb angewiesen. Das kann den Umsatz auch ohne Schnee zusätzlich ankurbeln.
Nach der Saison ist vor der Saison
Für perfekte Pisten im Winter, kannst du bereits im Sommer viel tun! Ein aktuelles Geländemodell, umfangreiche Datenanalysen oder Korrekturen im Gelände sparen nicht nur natürliche und finanzielle Ressourcen, sie verbessern auch das Pistenerlebnis. Mit entsprechenden Vorkehrungen kannst du zusätzlich die Sicherheit auf der Piste verbessern und steigerst so die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Auch die Umstellung auf den Ganzjahresbetrieb kann in vielen Fällen nützlich sein und für zusätzlichen Cash-Flow sorgen.