Skifahren in Österreich: Kulturgut, Wirtschaftsmotor und der Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Skifahren in Österreich ist mehr als nur ein reines Freizeitvergnügen – Skifahren ist ein treibender Wirtschaftsfaktor, ein zu pflegendes Kulturgut und erfüllt wichtige soziale Funktionen. Damit auch kommende Generationen in den Genuss des Skifahrens kommen, muss der Wintersport in vielen Bereichen umdenken.

Einen Sonnentag gemeinsam mit Freunden oder der Familie auf der Piste verbringen – was gibt es im Winter Schöneres? Skifahren und Snowboarden sind DIE Freizeitsportarten schlechthin in Österreich. Die Bedeutung des Skifahrens geht dabei aber weit über die reine Bewegung an der frischen Luft hinaus.

Skifahren ist Kulturgut und ein treibender Motor der heimischen Wirtschaft. Doch steigende Energiepreise und der Klimawandel bringen viele Skigebiete in Österreich immer öfter in Schwierigkeiten. Damit das Skifahren trotz ungünstiger Bedingungen eine Zukunft hat und sich auch kommende Generationen daran erfreuen können, muss vor allem in Sachen Ressourceneinsatz und Nachhaltigkeit einiges passieren.

80% der Gäste kommen zum Skifahren

Dass Österreich eine Skination ist, ist hierzulande allerorts bekannt. Aber auch im Ausland genießen Österreichs Skigebiete einen ausgezeichneten Ruf. Wenig verwunderlich ist demnach, dass rund 80% aller Wintergäste wegen des Skifahrens nach Österreich kommen.

Die wichtigsten Entscheidungskriterien hierfür sind neben der Pistenqualität die Größe des Skigebietes und vor allem die Schneesicherheit. Die Pistenpflege spielt demnach im Wertschöpfungsgefüge des österreichischen Wintertourismus eine entscheidende Rolle, auf die viele weitere Branchen aufbauen und von der vom Sporthändler bis zum Bäcker alle profitieren.

Wirtschaftsmotor Wintersport
Ganze Regionen sind im Alpenraum von der Qualität der umliegenden Pisten wirtschaftlich abhängig.

Ganze Regionen hängen am Wintertourismus

Der Wintertourismus generiert in Österreich jährlich einen Bruttoumsatz von rund 12,6 Mrd. Euro, die Wertschöpfung daraus liegt bei 6,7 Mrd. Euro. Darin enthalten sind neben den Seilbahnen auch die Hotellerie, die Gastronomie, der Sporthandel und der Transport.

Die Seilbahnbetriebe allein sichern in Österreich 17.100 Arbeitsplätze, weitere 110.800 Arbeitsplätze werden durch direkt begünstigte Branchen oder indirekte Vorleister geschaffen. In alpinen Regionen sind dadurch ganze Täler wirtschaftlich vom Skibetrieb – und letztlich von der Schneesicherheit und Pistenqualität – abhängig.

Getätigte Investitionen müssen gesichert werden

Zudem ist die Seilbahnbranche sehr investitionsintensiv. Die Investitionen für die Wintersaison 23/24 belaufen sich nach ersten Schätzungen auf rund 400 Mio. Euro. Angesichts der massiven Preissteigerungen und der Auswirkungen des Klimawandels wird es allerdings immer schwieriger, diese Investitionen auf lange Sicht abzusichern.

Umso wichtiger ist es, das volle Potenzial der bestehenden Infrastruktur sowie der natürlichen Gegebenheiten abzurufen. Moderne Beschneiungsanlagen mögen zwar von Haus aus effizienter sein als ihre Vorgänger, aber erst durch eine grundlegend modernisierte Beschneiungsstrategie lassen sich bis zu 30 weitere Prozent an Wasser und Strom über die gesamte Saison einsparen. Das kann den Unterschied machen, gerade wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit niedriger gelegener Skigebiete geht.

Skifahren ist ein Kulturgut

Neben den rein wirtschaftlichen Faktoren des Wintersports darf man allerdings eines nicht vergessen: Skifahren ist Identität. Aus dem Skireport 2023 der IMAS geht hervor, dass 81% der Befragten der Überzeugung sind, dass das Skifahren ein Kulturgut darstellt, das in Österreich besonders stark verankert ist – und das flächendeckend von Vorarlberg bis ins Burgenland. Besonders stark ausgeprägt ist diese Meinung bei Jugendlichen bis 29 Jahren (86%) und bei Familien (85%).

Im Schnitt können etwa 78% der Österreicher Skifahren oder haben es zumindest einmal gelernt, mehr als die Hälfte davon von den Eltern, Geschwistern oder Freunden. Und nicht zuletzt wollen rund 26% der österreichischen Bevölkerung mindestens einmal in der Saison Skifahren gehen, das sind gut 2,4 Millionen Personen.

Skifahren ist ein Kulturgut
Skifahren gilt in Österreich als Kulturgut.

Skifahren ist mehr als Trendsport

Die starke Verankerung des Skisportes in Österreich zeigt auch noch etwas anderes: Skifahren und Snowboarden sind weit mehr als bloße Trendsportarten. Denn über Generationen hinweg wird das Kulturgut Skifahren weitergetragen und wiederum von jeder Generation wieder neu entdeckt.

Der Fahrstil mag sich zwar geändert haben, nicht aber die ungebrochene Lust am Skifahren selbst. Diese Freude auch zukünftigen Generationen zu ermöglichen, muss das Kernziel aller Skigebiete in Österreich sein, das es gilt, trotz aller Herausforderungen zu erreichen.

Skifahren hat eine soziale Dimension

Neben der sportlichen Komponente ist auch der soziale Aspekt des Skifahrens nicht zu unterschätzen. Denn gerade unter Jugendlichen ist das Skifahren eine beliebte Gruppenaktivität. Damit tragen Skigebiete auch zur sozialen Entwicklung und Identitätsbildung junger Menschen bei – was letztlich auch die langfristigste Form der Kundenbindung darstellt.

Ebenfalls ist das Skifahren für Familien eine abwechslungsreiche Möglichkeit, gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen und die familiären Beziehungen zu pflegen. Dieser Aspekt beschränkt sich dabei nicht nur auf Jungfamilien, sondern gilt für sämtliche Altersgruppen und Familienkonstellationen – vom Schwager über die Großeltern bis hin zur Patchwork-Familie.

Skifahren und Nachhaltigkeit
Vor allem in der technischen Beschneiung liegt ein enormes Potenzial zur Einsparung natürlicher Ressourcen.

Skifahren muss nachhaltiger werden

Der Klimawandel bringt nicht nur in der Beschneiung große Herausforderungen für Skigebiete mit sich. Mit ihm einher geht auch ein Bewusstseinswandel, der gerade in jüngeren Generationen stark ausgeprägt ist. Nachhaltigkeit sollte deshalb kein leeres Marketingversprechen sein, sondern auf allen Ebenen gelebt werden.

Zum einen, weil dadurch die Glaubwürdigkeit, das Vertrauen und damit die Kundenbindung gestärkt werden, zum anderen, weil ein schonender Ressourceneinsatz gleichzeitig Kosten in großem Stil senken kann. Nachhaltigkeitskonzepte sollten demnach sowohl in der Beschneiung, im Liftbetrieb, aber auch im Mobilitätsangebot von Wintersportregionen mitgedacht und konsequent umgesetzt werden.

Umdenken macht zukunftsfit

Die Bedeutung des Skifahrens kann in Österreich, aber auch in allen anderen alpinen Regionen Europas, gar nicht groß genug eingeschätzt werden. Sowohl als Wirtschaftsmotor, als auch als kulturelles Erbe, das Identität stiftet, spielt der Wintersport eine tragende Rolle in der Gesellschaft. Um diesen Status – und damit wichtige Arbeitsplätze, bereits getätigte Investitionen und ein allgemeines Freizeitvergnügen – langfristig zu sichern, ist vor allem beim Thema Nachhaltigkeit ein grundlegendes Umdenken notwendig.

Über den Author

Robert Sölkner

Robert Sölkner ist CEO des Salzburger Unternehmens ARENA. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Seilbahn­wirtschaft ist er ein ausgewiesener Experte für Geodaten­management und Pisten­management. Als leidenschaftlicher Unternehmer und Skifahrer brennt er für den Skisport und mit seinem profunden Know-how unterstützt er Skigebiete auf ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft.
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