Der Klimawandel und steigende Energiepreise zwingen viele Skigebiete dazu, ihre bisherigen Arbeitsweisen zu überdenken. Oft sind Investitionen in hochmoderne Technik und eine energiesparende Infrastruktur das Mittel der Wahl. Doch das alleine wird nicht reichen, um den aktuellen Herausforderungen der Wintersportbranche entgegenzutreten.
Der technische Fortschritt in der Beschneiung und Präparation hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Schub gemacht. Noch effizientere Schneeerzeuger und Pistengeräte, die alle Stücke spielen, versprechen Nachhaltigkeit und Effizienz.
Doch ganz so leicht ist es dann doch wieder nicht. Natürlich kommt die neueste Generation technischer Gerätschaften mit weit weniger Energie aus als die Vorgänger. Doch „Nachhaltigkeit“ und „Effizienz“ sind oft inflationär gebrauchte Marketingbegriffe, und die Energieeinsparung lässt sich nicht immer eins zu eins auf die Performance eines Skigebietes übertragen.
Ressourcen sparen, wo es möglich ist, ist natürlich der richtige Weg. Für echte und langanhaltende Nachhaltigkeit – sowohl im Ressourcenverbrauch als auch finanziell – braucht es ein gut abgestimmtes Miteinander von Mensch, Maschine und Natur.
1. Technische Infrastruktur ist kostenintensiv
Das größte Problem bei der technischen Infrastruktur sind die damit verbundenen Kosten. Pistengeräte und Schneeerzeuger der neuesten Generation sind teuer und stellen für die meisten Skigebiete eine langfristige Investition dar, die sich amortisieren muss. Dafür sind allerdings auch genügend Schneitage zur richtigen Zeit notwendig. Gegen die Auswirkungen des Klimawandels kommt aber auch der effizienteste Schneeerzeuger nicht an.
Bevor also in die neueste technische Infrastruktur investiert wird, sollten sich Skigebiete die Frage stellen, ob sich der Einsatz natürlicher und finanzieller Ressourcen nicht über andere Wege reduzieren lässt. Enormes Einsparungspotential liegt etwa in der in der Auswertung langjähriger Datenreihen aus denen Aktionspläne für unterschiedliche Wetterkonstellationen erstellt werden können.
2. Modernste Infrastruktur bedeutet nicht gleich maximale Effizienz
Moderne Pisten-Technik verspricht zwar einen deutlich verringerten Energieeinsatz, allerdings lässt sich dieser nicht ohne weiteres auf eine ganze Saison aufrechnen. Zu viele Einflüsse spielen in der technischen Beschneiung und Präparation eine wesentliche Rolle. Für maximale Effizienz müssen all diese Faktoren mitberücksichtigt werden.
Nur dann kann der Einsatz von Wasser, Strom und finanziellen Mitteln auf ein Optimum gebracht werden, das bei möglichst wenig Verbrauch den größten Nutzen erzielt. Im Durchschnitt kann jedes Skigebiet alleine durch den optimierten Einsatz der bestehenden Infrastruktur bis zu 20% an Ressourcen einsparen – und damit an variablen Kosten. Im Einzelfall und nach Feinabstimmung der Beschneiungsstrategie sind sogar bis zu 30% Einsparungen an natürlichen Ressourcen möglich, ohne zusätzliche Investitionen zu tätigen.
3. Technik allein bringt keine Schneesicherheit
Auch die modernste Technik ist nicht im Stande, Schnee aus dem Nichts heraus herzuzaubern. Den Auswirkungen des Klimawandels wie späteren Kälteeinbrüchen und weniger nutzbaren Schneifenstern, aber auch wirtschaftlichen Herausforderungen wie steigenden Energiepreisen kann alleine durch den Einsatz modernster Technik keine Abhilfe verschafft werden.
Die aktuellen klimatischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zwingen Skigebiete dazu, ihre Arbeitsweisen anzupassen und machen es notwendig, bestehende Gewohnheiten zu hinterfragen. Wer trotz veränderter Spielregeln nach wie vor unkritisch in neue Infrastruktur investiert, bringt sich mitunter in eine unvorteilhafte Situation, die keinen Spielraum mehr für zukunftsorientierte Entscheidungen lässt. Die negativen Auswirkungen werden oft erst nach mehreren Saisonen ersichtlich, wenn man erkennen muss, dass die getätigten Investitionen nicht die gewünschten Effekte mit sich gebracht haben.
4. Nachhaltigkeit ist eine Frage des Mind-Sets
Nachhaltigkeit ist demnach vor allem eine Frage des Mindsets. Bin ich gewillt, meine gewohnten Arbeits- und Denkweisen zu verändern und mich für neue Ideen zu öffnen? Erst wenn der Wille zur Veränderung da ist, macht es auch Sinn, neue Arbeitsabläufe in den Betrieb zu integrieren. Die Motivation dafür muss top-down von der Geschäftsführung über das mittlere Management bis hin in jedes Glied der Mitarbeiterstruktur vermittelt werden.
Die Notwendigkeit zur Veränderung wird oft nicht zureichend erkannt. Um interne Spannungen und Widerstand gegen neue Ideen im Vorhinein zu vermeiden ist es daher wichtig, von Beginn des Umstellungsprozesses an, volle Transparenz gegenüber den Mitarbeitern an den Tag zu legen. Denn nur so werden Entscheidungen verstanden, akzeptiert und letztlich gut und freiwillig umgesetzt.
5. Zukunftsfit durch eine vorausschauende Strategie
Anstatt in neue Infrastruktur zu investieren, macht es also Sinn, sich mit den eigenen Prozessen in der Beschneiung und Präparation auseinanderzusetzen. Die meisten Skigebiete verfügen heute über eine Vielzahl gesammelter Daten, die oft aber nur unzureichend aufbereitet und analysiert werden. Dabei liegt darin der Schlüssel zum langfristigen Erfolg in herausfordernden Zeiten. Denn eine aktuelle und gut aufbereitete Datenlage kann nicht nur die Schneesicherheit auch unter widrigen Wetterbedingungen gewährleisten, auch die Pistenqualität wird verbessert und die tägliche Arbeit des Pistenteams wesentlich erleichtert.
Um dahin zu kommen, ist es unerlässlich auf Basis der ermittelten Daten und Kennzahlen eine genaue Strategie zu definieren, die das gesamte Pistenteam auf unvorhergesehene Situationen vorbereitet. So können verschiedene Wetterszenarien abgedeckt und Wetterextreme ausgeglichen werden. Durch die Integration von Wetterdaten der GeoSphere Austria lässt sich zusätzliche Sicherheit gewinnen und die technische Beschneiung vorausschauend und ressourcensparend planen und umsetzen.
Im Zusammenspiel von Mensch, Technik und Natur
Technik alleine wird die aktuellen Probleme nicht lösen. Erst durch ein gut ausbalanciertes Zusammenspiel von Mensch, Technik und Natur kann die Beschneiung dahingehend optimiert werden, dass ungünstige Wetterlagen ausgeglichen werden und die Schneesicherheit im Skigebiet zu jedem Zeitpunkt der Saison gegeben ist. Das spielt für viele Skigebiete im Alpenraum eine zentrale Rolle für das wirtschaftliche Überleben.
Vor allem Skigebiete unter 1.000 m Seehöhe, aber auch jene in mittleren Lagen bis 2.000 m, werden in den kommenden zehn Jahren jedes Mittel in Anspruch nehmen müssen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Die richtigen Entscheidungen und Vorkehrungen sollten also schon jetzt getroffen werden, ehe es zu spät ist.