Geodaten sind in vielen Bereichen unserer Gesellschaft unverzichtbar geworden – so auch im Skibetrieb. Von einer präzisen Schneehöhenmessung über touristische Inwertsetzungsmöglichkeiten bis hin zur digitalisierten Pistenrettung bilden Geländedaten eine objektive Grundlage für strategische Entscheidungen und langfristigen Erfolg.
Was früher Kartographen in mühsamer Handarbeit auf Papier zeichnen mussten, wird heute in nie dagewesener Qualität mittels Drohnenaufnahmen oder Satellitenbilder erstellt. Geodaten sind aus vielen Bereichen unseres täglichen Lebens nicht mehr wegzudenken. Vom Navigationssystem im Auto, über digitale Landkarten wie Google Maps bis hin zu professionellen Vermessungssystemen für Bauvorhaben oder das Grundstückskataster sind sie unerlässlich geworden.
Auch für Skigebiete spielen Geländedaten eine immer wichtiger werdende Rolle. Ob in einer hochpräzisen Schneehöhenmessung, im Flottenmanagement, als Steuerungsinstrument oder für die touristische Inwertsetzung im Winter wie im Sommer – Geodaten finden in nahezu jedem Bereich des Skibetriebes eine sinnvolle und kostensenkende Anwendung. Was genau Geodaten sind, und wie Skigebiete in Kombination mit einem modernen Pistenmanagement davon profitieren können, liest du hier:
Was sind Geodaten?
Digitale Daten, denen auf der Erdoberfläche eine exakte räumliche Lage zugewiesen wird, nennt man Geodaten. Grundsätzlich handelt es sich dabei um digitalisierte Landkarten. Allerdings mit dem Vorteil, diese auch als 3D-Modell wiederzugeben und um beliebig viele Objekte wie Messpunkte oder Lift-Infrastruktur zu erweitern.
Dieses digitale Abbild des Geländes bietet einen optimalen Überblick über die topologischen Eigenschaften der erfassten Region und bildet unter anderem die Grundlage für eine präzise Schneehöhenmessung.
Allerdings lassen sich in dieses Geländemodell auch noch viele weitere Messdaten aus anderen Messsystemen integrieren. Alle wichtigen Informationen über das abgebildete Gebiet werden so auf einem Blick ersichtlich.
Wie werden Geodaten erfasst?
Grundsätzlich werden Geodaten mittels Luftaufnahmen erfasst. Das können Satellitenbilder sein, heute kommen dafür aber meistens Drohnen mit speziellen Messkameras zum Einsatz. Diese sind besonders effizient, denn da sie nicht statisch in der Luft stehen, liefern sie neben der Geometrie (Fläche) des Geländes auch gleich dessen Topographie (Profil) – das ist die Grundlage für eine spätere 3D-Visualisierung.
Die Drohne macht während des Fluges in relativ kurzer Zeit eine enorme Menge an Bildern. Diese werden im Nachhinein zu einem Modell zusammengefügt. Dadurch lässt sich die exakte dreidimensionale Struktur des Geländes erfassen und abbilden.
Durch Referenzpunkte, deren exakte Koordinaten bekannt sind, kann das gesamte Modell geographisch genau lokalisiert werden. So entsteht ein digitaler Zwilling des Geländes auf dem alle, für den Skibetrieb wichtigen, Objekte und Messpunkte vermerkt werden können.
Wie werden Geodaten aufbereitet?
Mithilfe der Photogrammetrie ist es möglich, tausende Einzelfotos zu einem 3D-Modell zusammenzuführen. So lässt sich die erfasste Region als Ganzes, oder einzelne Abschnitte davon betrachten. Daraus lassen sich natürlich auch 2D-Karten erstellen, die etwa in Hinsicht auf geplante Bauvorhaben relevant sein können.
Das Geländemodell kann um viele weitere Datensätze, zum Beispiel Messdaten einzelner Schneipunkte, Betriebsdaten der Pistenflotte oder sogar aktuelle Wetterdaten der GeoSphere Austria ergänzt werden. Messergebnisse sind dadurch örtlich zuordenbar und du weißt auf einem Blick ganz genau, wo, wann und was im Skigebiet passiert.
Wozu werden Geodaten genutzt?
Geodaten bilden die Grundlage für eine präzise Schneehöhenmessung. Dafür muss in der schneefreien Zeit ein Geländemodell erstellt werden, um das Profil des Pistenuntergrundes zentimetergenau zu kennen. Auf dieser Basis misst die Schneehöhenmessung im Winter erneut in regelmäßigen Abständen.
Zieht man von der gemessenen Schneeoberfläche im Winter die reine Geländehöhe ab, ergibt die Differenz die tatsächliche Schneehöhe. Damit die Schneehöhenmessung präzise und verlässlich funktioniert, sollte das Geländemodell nach jeder Veränderung (Erdrutsche, Muren, bauliche Korrekturen) aktualisiert werden.
Über die Schneehöhenmessung hinaus dient ein Geländemodell aber auch als Steuerungsinstrument. Durch die präzise Abbildung aller für den Skibetrieb relevanter Daten, ist es eine ideale Nutzeroberfläche mit der bestmöglichen Übersicht über alle Bereiche und alle relevanten Betriebsdaten.
Wie können Geodaten in Wert gesetzt werden?
Die produktivste Inwertsetzung von Geodaten gelingt über die Schneehöhenmessung. Durch regelmäßige Messungen ist die exakte Schneeauflage zu jedem Zeitpunkt bekannt und Schneereserven sowie -defizite können schnell und effektiv identifiziert und ausgeglichen werden.
So vermeidet man die unnötige Produktion von technischem Schnee und kann den Verbrauch von Wasser und Strom – und damit die variablen Kosten – um bis zu 20% reduzieren. Bei großen Skigebieten sprechen wir hier von fünf- bis sechsstelligen Beträgen pro Saison. Langfristig wird so die Beschneiung optimiert, Skigebiete werden nachhaltiger und kosteneffizienter und ein verspäteter Saisonstart oder ein verfrühtes Saisonende durch ungünstige Wetterlagen können vermieden werden.
Weitere Inwertsetzung im Winter
Darüber hinaus kann die auf Geodaten basierende und zentimetergenaue Schneehöhenmessung als Präparierhilfe beim Bau von Fun-Parks zum Einsatz kommen. Attraktive Fun-Parks sprechen ein eigenes Kundensegment an, wodurch die Besucherfrequenz im Skigebiet gesteigert wird.
Geländedaten spielen auch in der Pistenrettung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Durch moderne Anwendungen für Pistenretter können schnell ideale Anfahrts- und Abfahrtswege gefunden werden. Außerdem werden Unfallorte sowie die gesetzten Rettungsmaßnahmen genau verortet und dokumentiert. Das spart nicht nur Zeit, wo man keine verlieren darf, sondern sichert die Pistenretter rechtlich ab und führt zu einer besseren Verrechnungsquote der Einsätze.
Ebenso können Geodaten zur Optimierung im Flottenmanagement eingesetzt werden. Tourenzahlen oder der Treibstoffverbrauch werden dadurch einem bestimmten Abschnitt auf der Piste zuordenbar. Ist das bekannt, kann der Einsatz von älteren Pistengeräten auf besonders anspruchsvollen Abschnitten vermeiden werden. Die Fahrzeuge werden weniger beansprucht, der Materialverschleiß nimmt ab und der Treibstoffverbrauch wird optimiert.
Inwertsetzung im Sommer
Auch im Sommer bietet ein Geländemodell viele Möglichkeiten der Monetarisierung. Wanderwege oder Bike-Trails können für den Sommerbetrieb leicht konzipiert und ausgearbeitet werden. Gleichzeitig ist es möglich, mit dem Geländemodell Karten oder Grafiken für die touristische Bewerbung der Strecken zu erstellen.
Geodaten sind aber auch für Planungs- und Umbauprozesse im Skigebiet von großem Vorteil. Aus dem Modell ausgelesene Karten können unkompliziert und schnell an Projektpartner oder Planungsbüros weitergegeben werden. Die Planung wird beschleunigt und Kosten gesenkt.
Über die Schneehöhenmessung werden auch sogenannte „Schneefresser“ identifiziert. Das sind Mulden und Vertiefungen im Gelände, die im Winter mit – oft technischem – Schnee ausgeglichen werden müssen. Kennt man ihre genaue Position, können Unebenheiten im Sommer mit kostengünstiger Erde angeebnet werden.
Das selbe Prinzip gilt auch für lokalisierte Unfall-Hotspots. Gefährliche Abschnitte im Skigebiet werden dadurch als solche erkannt und man kann gezielt Entschärfungsmaßnahmen setzen. Das führt zu mehr Sicherheit auf der Piste und letztlich zu einer höheren Kundenzufriedenheit und Kundenbindung.
Weitere Möglichkeiten, Pisten im Sommer zu optimieren findest du hier.
Geodaten als Basis des modernen Pistenmanagements
Die oben beschriebenen Punkte machen deutlich, wie wichtig Geodaten für ein modernes Pistenmanagement sind. Von präzisen Schneehöhen für jeden einzelnen Pistenabschnitt über die Nutzung als Steuerungs- und Controlling-Instrument bis hin zur touristischen Inwertsetzung und der Optimierung von Bau- und Planungsprozessen bringen Geländedaten eine Vielzahlt von Vorteilen mit sich.
Wichtig dabei ist, den Datenbestand stets gut zu pflegen und ständig auf dem neuesten Stand zu halten. So können Entscheidungsträger im Skigebiet schnell auf Probleme reagieren, und gleichzeitig langfristige, strategische Entscheidungen auf Grundlage objektiver und örtlich zuordenbarer Daten treffen.