Schneller, höher weiter – das war viele Jahre lang das Credo im Wintersport. Doch zunehmend wird die Effizienz als Erfolgsfaktor im Pistenbetrieb immer bedeutender. Dafür sollte vor allem im Kleinen nach großen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gesucht werden.
Betrachtet man ein Skigebiet als großen Organismus, wird man feststellen, dass es an allen Ecken und Enden Abläufe gibt, die im Einzelnen vielleicht unbedeutend erscheinen, aber enorme Auswirkungen auf das Funktionieren des Großen und Ganzen haben. So haben der richtige Beschneiungszeitpunkt, individuelle Wartungsintervalle der Pistengeräte und eine hohe Verrechnungsquote von Einsätzen der Pistenrettung augenscheinlich nicht viel miteinander zu tun.
Für die Gesamtperformance eines Skigebietes ist die Summe aller einzelnen Abläufe aber sehr wohl ausschlaggebend. Genauso wie sich gut funktionierende Prozesse positiv auf das Gesamtergebnis eines Betriebs auswirken, können fehlerhafte oder ineffiziente Abläufe negative Konsequenzen haben. Die Kunst ist es, alle Tätigkeiten im Skigebiet so ressourcensparend wie möglich auszuführen und optimal aufeinander abzustimmen.
1. Pistenmanagement – das große Ganze
Pistenmanagement ist weit mehr, als die bloße Koordinierung von Schneeerzeugern und Pistengeräten. Modernes Pistenmanagement erkennt Effizienz als Erfolgsfaktor und umfasst sämtliche Prozesse, die für maximale Schneesicherheit und optimale Pistenqualität notwendig sind. Die Piste sollte dabei als das Herzstück des Skigebietes gesehen werden, das – wie jedes organische Herz auch – eng mit mit der Arbeit vieler weiterer Organe verbunden und von ihnen abhängig ist.
Pistenmanagement bezeichnet demnach einen Verbund aus Tätigkeiten, der dafür sorgt, dass die Gäste im Skigebiet ein einzigartiges Skierlebnis erwartet. Pistenmanagement bedeutet also nicht nur tägliche Beschneiung und Präparation. Es bedeutet ebenso strategische Vorsorge für schwierige Wetterbedingungen, die Vermeidung von Ausfällen durch antizipierte Wartung der Infrastruktur und ein gut funktionierendes Rettungswesen, für ein größtmögliches Sicherheitsgefühl auf den Pisten.
All diese Faktoren tragen in Summe dazu bei, Ressourcen so schonend wie möglich einzusetzen, Kosten zu sparen und dem Gast das bestmögliche Erlebnis zu bieten. Pistenmanagement ist demnach ein Mix aus Strategie, Effizienz sowie den richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt – und das in allen Bereichen.
2. Datenanalyse und -aufbereitung
Die Grundlage eines zeitgemäßen Pistenmanagements ist die Nutzung gesammelter Daten aus dem Skigebiet. Diese werden an vielen Messpunkten bewusst, oft aber auch unbewusst im Hintergrund gesammelt. Ziel sollte es sein, diese Daten – die ja ohnehin vorhanden sind – nutzbar zu machen und in Wert zu setzen. Erst durch die massenhafte Analyse und Auswertung dieser Daten kann Effizienz als Erfolgsfaktor wirksam werden.
Basis dafür sind aktuelle Geländedaten in Form eines Geländemodelles. Dieses dient zur übersichtlichen Darstellung aller Ereignisse mit geografischer Verortung im Skigebiet, aber auch als Bedienungsoberfläche für eine effiziente Pistenpflege. Geländedaten können aber auch ganz konkret in Wert gesetzt werden, etwa indem daraus Pläne für Bauvorhaben zeitsparend erstellt und übermittelt oder Landkarten zur touristischen Nutzung erstellt werden können.
3. Beschneiung & Präparation
Das größte Einsparungspotenzial an natürlichen Ressourcen wie Wasser und Strom liegt in einer effizienten technischen Beschneiung und Präparation. Durch eine professionelle Datenanalyse lassen sich neben den optimalen Bescheiungszeitpunkten auch die ideale Positionen und Ausrichtungen von Schneeerzeugern im Gelände ermitteln. Außerdem können Abschnitte mit einer schwachen Schneeauflage im Auge behalten und entsprechend reagiert werden, etwa durch das gezielte Anlegen von Schneedepots an strategisch günstigen Stellen. In einzelnen Fällen sind dabei Einsparungen von bis zu 30% an Wasser und Strom möglich – was wohl das eindrucksvollste Beispiel von Effizienz als Erfolgsfaktor darstellt.
Ebenso können anhand langjähriger Datenreihen Masterpläne erstellt werden, die für jedes Wetterszenario Handlungsvorgaben bereithalten, um die Schneesicherheit zu jedem Zeitpunkt garantieren zu können. So kann im Herbst bereits frühzeitig mit dem Einschneien begonnen und die Schneedecke bis weit in den Frühling hinein aufrecht erhalten werden. Die Saison wird dadurch teils um Wochen verlängert und der wirtschaftliche Erfolg von Skigebieten wesentlich begünstigt.
4. Flottenmanagement
Ein modernes Flottenmanagement ist heute nicht mehr nur auf die reine Standortverfolgung von Fahrzeugen beschränkt. Pistengeräte werden inzwischen vollkommen monitorisiert. Das ermöglicht einerseits eine intelligente Routenführung, wodurch der Kraftstoffverbrauch pro Saison drastisch reduziert werden kann. Andererseits können durch die Erfassung von Betriebsstunden und Verschleißdaten Wartungsarbeiten bedarfsgerecht geplant und unerwartete Ausfälle vermieden werden.
Weitere Vorteile eines digitalen Flottenmanagements sind unter anderem die vereinfachte Abrechnung von Eigen- und Fremdleistungen, ein indirekter Diebstahlschutz und eine verbesserte Rechtssicherheit bei Unfällen. Insgesamt erzielt man dadurch einen optimalen Flottenbetrieb, der Maschinenverschleiß und Ausfallzeiten deutlich reduziert, Treibstoffkosten senkt und den Betrieb der gesamten Flotte schlanker und effizienter macht.
5. Pistensicherheit und Pistenrettung
Bei all der Effizienzsteigerung sollte allerdings ein Aspekt nicht übersehen werden: die Pistensicherheit. Auch sie ist Teil des großen Ganzen und kann mit technischen Hilfsmitteln zusätzlich verbessert werden. Etwa durch die digitale Erfassung von Unfällen, wodurch Hot-Spots schnell identifiziert und entschärft werden können. Entsprechende Absicherungen oder Warnhinweise sorgen automatisch für mehr objektive Sicherheit aber auch für ein gesteigertes subjektives Sicherheitsempfinden bei den Skigästen.
Ein wirtschaftlich relevanter Faktor in dieser Hinsicht ist die Verrechnung von Rettungseinsätzen auf der Piste. Händisch ausgefüllte Formulare und Protokolle sind oft unleserlich oder unvollständig, was eine Abrechnung erschwert oder gar unmöglich macht. Mit digitalen Rettungstools kann das vermieden werden, was die Verrechnungsquote pro Saison deutlich erhöht und gelichzeitig Rechtssicherheit bei Streitfragen garantiert. Indirekte Kosten durch Rechtsstreitigkeiten oder Verfahren werden so bereits im Ansatz vermieden.
Effizienz als Erfolgsfaktor: Vom Großen ins Kleine
Die Liste der einzelnen Abläufe, die im Pistenmanagement optimiert werden können, ließe sich noch eine Weile weiterführen. Doch eines steht fest: um große Veränderungen im Skigebiet herbeizuführen, ist es ratsam im Kleinen nach Möglichkeiten dafür zu suchen.
Denn nicht immer ist die neueste Infrastruktur oder der maximale Schnee-Output die richtige Option. Vielmehr wird es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten darum gehen, den Pistenbetrieb in allen Bereichen so effizient wie möglich zu gestalten, um unter den herausfordernden – und sich ständig verschärfenden – Bedingungen auch weiterhin wirtschaftlich und konkurrenzfähig zu bleiben.