MICHAEL MINICHBERGER SALZBURG.
Salzburger Nachrichten
Andreas Innerhofer, Vorstand der Gasteiner Bergbahnen AG, geht offen mit Zahlen um, die Seilbahner sonst lieber geheim halten. Sein Unternehmen gilt als Musterschüler in Sachen Effizienz. Auf rund elf Gigawattstunden (GWh) belaufe sich der Jahresverbrauch an Strom, sagt Innerhofer. Das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 2500 Haushalten.
Würde man den künftigen Salzburg-AG-Standardtarif von 27 Cent pro Kilowattstunde zugrunde legen, ergäbe sich eine Stromrechnung von rund drei Millionen Euro. Die Seilbahnen haben freilich Sonderverträge mit anderen Konditionen. Um Millionensummen geht es dennoch. Wenn die Liftmanager aus Österreich, Deutschland und er Schweiz bei ihrer großen Tagung Energieoptimierung als wichtigstes Gebot der Stunde ausrufen, dann hat das also nicht nur einen ökologischen Hintergrund.
Pläne, eigene Kraftwerke, Windräder oder Solaranlagen zu errichten, wälzen einige Seilbahnen, die Umsetzung dauert jedoch Jahre. Das Potenzial im Bereich der Schneeerzeugung lasse sich sofort erschließen, sagt Innerhofer. „Wir arbeiten nach einem Masterplan, den wir gemeinsam mit einer externen Beraterfirma entwickelt haben und umsetzen.“ Es handelt sich um das Unternehmen Arena Pistenmanagement mit Sitz in Wals- Siezenheim. Geschäftsführer Robert Sölkner erklärt die Herangehensweise: „Sämtliche Pistenraupen sind mit GPS und Schneehöhenmessungen ausgestattet.“ Die über Jahre gesammelten Daten würden mit aktuellen und historischen Wetterinformationen und zahlreichen anderen Parametern wie der Höhenlage, der Ausrichtung eines Pistenabschnitts oder der Zahl an zu erwartenden Abfahrten zusammengeführt. Auf Basis einer ausgeklügelten Datenanalyse sei es möglich, die Menge des benötigten Kunstschnees für jeden Pistenbereich sehr effizient zu berechnen.
Für die kommende Wintersaison kalkuliert man in Gastein bei der Schneeproduktion mit einer Einsparung von bis zu 25 Prozent an gewissen Pistenabschnitten. „Das bedeutet weniger Wasser, weniger elektrische Energie und weniger Arbeitsstunden für Präparierung“, sagt Andreas Innerhofer. Und viele gesparte Euros.
Die Beschneiungsanlage ist der größte Verbraucher in einem Skigebiet, bildet andererseits die Geschäftsgrundlage. 35 bis 40 Prozent des benötigten Stroms gehen in die Herstellung von Kunstschnee. „Wir haben 530 Schneeerzeuger, Lanzen und Kanonen.“ Er sei froh, dass man sich schon vor der Energiekrise intensiv dem Thema gewidmet habe. „Die Technik, um zu messen, haben viele, die gezielte Auswertung und eine strikt danach ausgerichtete Umsetzung schaffen bisher aber nur wenige.“
In Schladming setzt man seit knapp zehn Jahren auf das gezielte Pistenmanagement aus Wals. Thomas Pitzer, der technische Leiter der Planai-Bergbahnen, hat 790 Schneeerzeuger zur Verfügung. „Wir produzieren rund 2,5 Millionen Kubikmeter pro Saison.“ In der Branche rechnet man mit zwei bis drei Euro pro Kubikmeter. Ergibt im Fall der Steirer 5 bis 7,5 Millionen Euro jährlich. Rund 30 Prozent habe man durch die Optimierungen eingespart, sagt Pitzer. Seitens der Mitbewerber sieht er in diesem Bereich noch enormes Potenzial.
Salzburgs Seilbahnensprecher Erich Egger ortet intensives Bemühen bei allen großen Bergbahnen, Schneehöhenmessung sei weitverbreitet. „Für kleinere Unternehmen ist es natürlich ein Kostenthema.“ Das zusätzliche Potenzial durch professionelle Auswertung von Daten sei nicht von der Hand zuweisen. „Da wird sich in den kommenden Jahren sicher noch einiges tun.“
Kritik an den Seilbahnen als Energieverschwender sei unangebracht, sagt Egger. „Ärgerlich ist, wenn wir Kleinwasserkraftwerke oder Windräder bauen wollen, jahrelange Verfahren zu führen sind.“
Mit Datenanalyse zu mehr Effizienz
Auf Teufel komm raus zu beschneien war früher gang und gäbe. Klima- und Energiekrise haben ein Umdenken in der Branche eingeläutet. Die Firma Arena Pistenmanagement in Wals-Siezenheim berät Seilbahnen in Sachen optimaler Beschneiung. Geschäftsführer Robert Sölkner und sein Teamarbeiten etwa mit KitzSki, den Planai-Bergbahnen und den Gasteiner Bergbahnen zusammen. 30 Prozent Ersparnis ohne Abstriche bei der Pistenqualität seien ohne Weiteres möglich, sagt Sölkner.