MICHAEL MINICHBERGER, Salzburger Nachrichten
WALS-SIEZENHEIM. Zu viel produzierter Kunstschnee kostet Seilbahnunternehmen eine Menge Geld. Allein die Region KitzSki (Kitzbühel, Kirchberg, Mittersill) habe in den vergangenen zehn Jahren 24 Millionen Euro für maschinellen Schnee ausgegeben, den es nicht gebraucht hätte, sagt Unternehmer Robert Sölkner. Die Zahl stamme aus einer aktuellen wissenschaftlichen Arbeit.
Sölkner ist kein Seilbahner, sondern Experte für Geodaten. Er beschäftigt in seiner Firma PowerGIS elf Mitarbeiter. Mit Skigebieten hat er seit vielen Jahren zu tun. Die selbstentwickelte GPSSchneehöhenmessung ist an zahlreichen Pistenraupen von Ischgl bis Schladming montiert. Das Gerät helfe, den Bedarf von Kunstschnee besser einzuschätzen, für eine echte Optimierung brauche es aber weitmehr, sagt Sölkner.
Sein neues Geschäftsmodell geht dementsprechend einen Schritt weiter. Er bietet Seilbahnunternehmen seit Beginn der aktuellen Wintersaison ein Pistenmanagement an – mit dem Ziel, optimal zu beschneien und auch an anderen Stellen effizienter zu werden. Die Aussicht: bis zu 30 Prozent Ersparnis bei den Pistenkosten, die rund ein Viertel der Gesamtausgaben eines Seilbahnbetriebs ausmachen.
Aber lassen sich gestandene „Liftler“ wirklich von Datenexperten aus dem Gewerbegebiet in Wals-Siezenheim sagen, wie sie zu arbeiten haben? „Klar sind einige skeptisch, aber wir agieren nicht nach Gefühl, sondern auf Basis von Daten, und können alles, was wir tun, untermauern“, betont Sölkner. „Wir versuchen, die Leute vor Ort ins Boot zu holen und sie in diese Richtung auszubilden.“
Kitzbühel und Gastein sind die ersten Kunden, die auf „Arena Pistenmanagement“ setzen. Franz Schafflinger, Vorstand der Gasteiner Bergbahnen, sieht die Zusammenarbeit positiv. „Wir haben viele Daten, aber die helfen uns nichts, wenn sie nicht professionell ausgewertet und genutzt werden.“ Es gehe darum, aus den Möglichkeiten der Digitalisierung ökonomischen wie ökologischen Nutzen zu ziehen. Sölkners Kollege Max Mündler öffnet auf seinem Laptop das zugrunde liegende Computerprogramm. Alle Pisten der Gasteiner Bergbahnen sind auf dem Satellitenbild eingezeichnet, die aktuellen Schneehöhen können per Mausklick entnommen werden. Das Programm erkennt, welche Schneekanone wann wie viel Schnee produziert, und gibt Alarm, wenn Untergrenzen erreicht sind oder zu viel beschneit wird. Gearbeitet werde mit Millionen von Datenpunkten, sagt Mündler, darunter die Schneemessungen der Vergangenheit, statistische Wetterdaten und Vorgaben der Seilbahnen. Die wichtigsten Abschnitte eines Skigebiets würden großzügiger berechnet als andere. Auch sogenannte Schneefresser werden per GPS ausgemacht. Ist ein Loch im Gelände, dann kann das Programm berechnen, wie viel es kostet, dieses jeden Winter mit Schnee aufzufüllen. „Womöglich ist eine Geländeangleichung im Sommer sinnvoll“, sagt Mündler.
Mit dem datenbasierten System habe man derzeit auf dem Markt eine Alleinstellung, sagt Sölkner. Er möchte rasch wachsen und hat auch Skigebiete im Ausland im Visier. Zu den Einsparungsmöglichkeiten komme der Umweltaspekt. „In Kitzbühel haben sie dank unserer Optimierungen sogar auf den Bau eines neuen Speicherteichs verzichtet“, sagt Mündler.
In puncto Nachhaltigkeit sei die Branche generell gefordert, sagt Salzburgs Seilbahnensprecher Erich Egger. Das von ihm geführte Skigebiet Schmitten in Zell am See gilt als Vorreiter. „Die Großen tun sich natürlich leichter, aber auch die kleinen Skigebiete sollten sich bewegen“, sagt Egger. Noch sei der ökologische Fußabdruck nicht buchungsrelevant, aber in den kommenden Jahren werde sich das ändern.